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Ladungen irdischer Spannung - Peter Gilles
In der leider seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr compilierten Relation Vulkan und Mensch und Kunst ist es das Streben von VolcanismInTheArts, insbesondere die in jüngerer Zeit erfolgten Ausbrüche aufzuspüren und einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Dass diese Öffentlichkeit existiert, zeigen uns die virtuellen Seismographen in Form statistischer Klickwerte. Somit setzen wir unsere Leser hiermit in Kenntnis von einer bereits im Jahre 1994 erfolgten Titeleruption des Städtischen Museums Leverkusen Schloss Morsbroich. Es handelt sich unserem Verständnis nach um höchst revolutionäre Arbeiten neuerer Zeit zum Thema Vulkanismen in den Künsten, geschaffen vom Aktionskünstler Peter Gilles, 1994 publiziert in dem Buch Stromboli - 68 Selbstportraits 1991 (Cover Abb. rechts).

Joseph Wright of Derby malte am ausbrechenden Vesuv das Werk Vesuvius (1774/75), welches als das erste Aktionsbild der Malerei gilt. Andre Bucher begann 1976 am Ätna direkt aus fließender Lava Skulpturen zu schaffen. James Turrell baut seit 1975 im Krater eines erloschen Vulkans (Roden Crater/Arizona) sein Domizil unter Berücksichtigung kosmischer Lichtkonstellationen. Und Peter Gilles stieg seit 1985 unzählige Male auf den Stromboli. Nicht, um den Vulkan zu malen, nicht, um vulkanisches Material zu verarbeiten, nicht, um dort oben ein Haus zu bauen. Nein - er begab sich bewußt in die Nähe selbstvertrauender Unsicherheit, er ging so nah an die Krateraktivitäten heran, da er nur DA beider Aktivität messen wollte: in Kunst.

Was male ich, wenn ich da bin, wo ich ohne Kunst nicht sein würde? Wenn Wärme aus nachgebendem Aschenboden strömt, wenn ich Schwefel atme, in Momenten, wenn ich nur noch Eruption höre und mein einziger Schutz mein Wille ist, hier und jetzt ein Bild von meinem Selbst zu suchen?

Peter Gilles ist ein Selbstversuchender. Die Vollendung vieler seiner Werke findet er oft erst kurz vor dem Moment eigener Unumkehrbarkeit. Sei es im Rausch von Sauerstoffmangel oder -überschuss, sei es beim Anfertigen seiner Anthropometrien (Farbabdrücke mit Körper auf Leinwand) mit Eigenblut, seien es 68 Selbstporträts an DEM Ort ständiger Ausbruchsstimmung, STROMboli.

Vom Gipfel Strombolis aus betrachtet ist eine Eruption schön, da die Distanz zwischen ihr und mir schön-gross genug erscheint (hier hat es aber auch bereits tödliche Irrtümer gegeben). Von hier aus entstanden Gilles' erste Werke, um dann seine nächsten immer wieder ein Stück näher an den Entladungen irdischer Spannung zu zeichnen. In Erfahrung der Ausbruchsintervalle nutzte Gilles dann ebensolche, um so nah wie für ihn "menschlich" möglich, an die Einflüsse der Ausbrüche zu kommen, um sich eben hier, "in Todesangst", wie er es beschreibt, mit dem Ausführen seiner Selbstporträts regelrecht auf- und festzuhalten.

Nicht nur wer mal oben auf dem Stromboli während heftiger Eruptionen gestanden hat, wird seine Befindlichkeit aus Situationen höchster Unsicherheit in den 68 Selbstporträts von Gilles wiederfinden. Jedoch führt die anfänglich beängstigende Wirkung in die kulturelle Kraft der vielleicht maximal möglichen Begegnung zwischen menschlichem Geist und vulkanischem Naturereignis, transformiert das Buch in eine einzige Inspiration.

Die Metaphorik des Vulkanischen haben wir aus Vulkanismen abgeleitet zur Beschreibung ausbrecherischer, körperlicher und geistiger, Intensitäten. Gilles' Selbstporträts sind ein revolutionärer Umgang innerhalb dieser projezierten Wesensverwandschaft und lassen mit Sicherheit den Zweifel zu: Wer hat da eigentlich wen gemalt?

Autor: Karawahn

Arbeitssituation
"Die kritische Masse" 1987

(Eigenblut-Autoanthropometrie
1.050 x 350 cm)

Stromboli Sequenz 1985 (rechts),
Sequenz 1986 (links)
(Eigenblut-Autoanthropometrien, auf Stromboli überarbeitet)

"Darstellung meiner Befindlichkeit anhand von assoziativ hergestellten Selbstportraits im Masstab 1:1 mit einfachen Mitteln: Zeichenpapier Din A3, Kohlestifte, Graphit und der Möglichkeit, in den Zeichnungsträger mit Rissen und Aufbrüchen einzugreifen" Abbildungen von No. 5 (l) und No. 60 (r), Stromboli 1991

Alle Abbildungen aus dem Buch von Peter Gilles "Stromboli - 68 Selbstporträts"
© Städtisches Museum Leverkusen Schloss Morsbroich, Autoren und Peter Gilles - 1994



 


 


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